Montag, 30. Januar 2012

2. Fotoauftrag - mit Pauken und Trompeten

Den Titel kann man wörtlich nehmen, denn ich habe gestern an einem Musikanlass fotografiert. Und zwar an einem, an dem ich selber Harfe gespielt habe. Und die habe ich auch noch zum erstenmal selber mit ÖV (Bus und Zug) transportiert. Also Stress hoch drei!
Ich spiele seit fast drei Jahren Harfe an der Prova (http://www.prova.ch/), einer ganz tollen Musikschule in Winterthur, bei einer ebenso tollen Lehrerin, die gleichzeitig Co-Leiterin der Schule ist. Jedes Jahr organisiert sie zusammen mit den anderen Musiklehrerinnen und -lehrern ein Vorspiel-Konzert für die erwachsenen Schüler. Die "Musiktreffs für erwachsene Schüler/innen" finden sogar zweimal pro Jahr statt, weil es so viele Erwachsene hat, die Musikunterricht nehmen. Für mich war es eine Premiere. Ich war in einem Ensemble mit 2 weiteren Harfenistinnen, 4 Cellistinnen und einem gemischten Chor. Es war toll, auch einmal zusammen mit anderen zu musizieren. Zum Glück waren meine beiden Kolleginnen viel erfahrener und versierter als ich, und zum Glück waren die Harfen sowohl von der Aufstellung her als auch klanglich sehr im Hintergrund, so dass es kaum zu hören war, wenn ich daneben griff. Das Ganze war so gemütlich und vielfältig wie die Schule selber. Pauken gab es zwar nicht, dafür Trompeten, Alphörner, ein Klavier, eine Blasmusik-Band, Querflöten, ein Saxophon-Quartett und "mein" Chor mit Celli und Harfen.

Ich bin hinter der 2. Harfe von rechts

Kurz vor dem Anlass hat mich meine Harfenlehrerin gefragt, ob ich an dem Anlass für sie fotografieren würde. Ich habe das sehr gerne gemacht, auch wenn ich nervös war, denn ich habe das vorher noch nie gemacht. Ich habe wohl an meinen beiden bisherigen Fotoreisen schöne Landschafts- und Tieraufnahmen gemacht, aber da hatte ich immer viel Zeit zum Fotografieren und es war immer ein Profi dabei, der geholfen hat. Kommt dazu, dass ich vor Weihnachten punkto Kamera einen Aufstieg und einen Systemwechsel vollzogen habe. Meine "alte" Canon EOS 1000D habe ich der Bilddokumentation des Schweizer Fernsehens (meine Arbeitgeberin) verkauft, und ich bin jetzt stolze Besitzerin einer Nikon D7000. Und die habe ich überhaupt noch nicht richtig im Griff. Aber ich wollte es gerne machen, aus Spass und auch als Übung, und so habe ich trotz einiger Bedenken begeistert zugesagt. 

Kurz gefasst, es ging einiges schief, aber ich hatte auch Glück im Unglück. Glück war mein Einfall, meine "kleine" Kompaktkamera Leica D-Lux 3 zusätzlich zur Nikon mitzunehmen, als Ersatzkamera für alle Fälle und für meine Harfenlehrerin, die mich während meines Auftritts stellvertreten würde. Ich habe am Vortag gewissenhaft nochmals die wichtigsten Einstellungen in der Nikon-Anleitung nachgeschaut, bei beiden Kameras sicherheitshalber den Weissabgleich und die ISO-Zahl auf automatisch gestellt und die Beleuchtung auf Spotmessung. Ausserdem habe ich die Kameras so eingestellt, dass sie mir jedes Foto in der besten JPEG-Qualität und in RAW abspeichern. Bei der Nikon gibt es praktischerweise noch einen "Quiet"-Modus genau für solche Situationen, wo man nicht viel Lärm machen möchte. Das Kit-Objektiv habe ich durch mein leichteres und vor allem lichtstarkes Zweit-Objektiv mit 50 mm Festbrennweite ersetzt, weil Lichtstärke drinnen wichtiger als ein 200 mm Zoomobjektiv sein würde. Ich war also vorbereitet nach bestem Wissen und Gewissen und im Vertrauen auf mein Anfängerglück und die Programmautomatiken zweier Top-Marken.

Dann aber passierte folgendes:
  1. Der Raum war zu klein, als dass ich die grösseren Ensembles als Totale auf ein Foto bringen konnte. Da hat mich dann die "kleine" Leica gerettet, die mir einen Weitwinkel-Bildausschnitt ermöglicht hat. Leider bin ich nicht gleich auf die Idee gekommen.
  2. Der Publikumsraum war so dicht bestuhlt und voll besetzt, dass ich sozusagen nur von drei Punkten am Rand aus fotografieren konnte. Und allzu frei konnte ich mich ja auch nicht bewegen, da ich die Darbietungen nicht zu sehr stören wollte. Übrigens ist der "Quiet"-Modus zwar bedeutend quiet-er als gewöhnlich, doch in einem Konzert immer noch un-quiet genug.
  3. Das Programmmodus-Wahlrad der Leica hatte sich wohl in der Hitze des Gefechts verstellt und während langer Zeit habe ich ungewollt mit ISO 100 fotografiert!! Dabei habe ich mich lange noch über die ständige Wackel-Warnung gewundert, bis ich dann einmal genauer nachgeschaut habe...
  4. Meine Harfenleherin hat gedacht, der Akku sei leer, dabei hatte sich die Leica nur in den Stromsparmodus versetzt. Deshalb gibt es jetzt vom ersten Stück, wo alle zusammen musizieren, kein Foto.
  5. Die Spotmessung war vielleicht eine logisch richtige Entscheidung, aber in dem Raum hat sie nicht die Resultate gebracht, die ich mir erhofft hatte. Bis ich dann reagiert habe, war das kurze Vorspiel des Pianisten am pechschwarzen Flügel vor dem pechschwarzen Vorhang auch schon vorbei. Sorry!
  6. Und last but not least: Auch die Nikon war verstellt! Keine Ahnung, wie das passieren konnte, jedenfalls hat sie mir die Fotos statt in RAW UND JPEG nur in JPEG MITTLERER QUALITÄT gespeichert. Mich hat fast der Schlag getroffen, als ich zu Hause die Speicherkarte eingelesen habe und dann die Einstellung im Kamera-Menü überprüft habe.
Das Resultat war also folgendes: Einige verwackelte Leica-Weitwinkelaufnahmen, einige scharfe Leica-Weitwinkelaufnahmen und einige Leica-Weitwinkelaufnahmen mit starkem Bildrauschen. Dafür alle im RAW-Format, die ich nach Belieben zuschneiden und bearbeiten konnte. Dazu hatte ich einige schöne Nikon-Nahaufnahmen, die ich aber kaum mehr zuschneiden oder nachbearbeiten konnte, ohne die mässige Qualität nicht noch zusätzlich zu vermindern. Zum Glück habe ich so viele Fotos gemacht, zum Glück haben sich meine Leica und Nikon auch trotz meiner Fehler als wirklich tolle Kameras erwiesen, und auch Photoshop sei Dank - jedenfalls habe ich meiner Harfenlehrerin eine Ausbeute von ca. 20 relativ guten Fotos auf DVD brennen können (sie wollte eh nur 10). Uff!

Und fürs nächste Mal,  falls es - hoffentlich! - noch ein nächstes Mal geben wird, habe ich folgendes gelernt:
  • Harfe transportieren, spielen und fotografieren gleichzeitig sollte man wirklich nur in Ausnahmesituationen machen. Eines der drei ist Stress und Arbeit genug. 
  • Nimm immer deine Leica mit (zusätzlich zur Nikon). Und häng beide um, egal wie bescheuert das aussieht.
  • Kontrollier die wichtigsten Einstellungen zweimal (= 2 Mal). Vor allem auch Speicher-Format und -Qualität.
  • Erkundige dich bei einem Profi-Fotografen, wie er die Lichtmessung in so einem Fall einstellen würde.
  • Zieh praktische, leise Schuhe an (gut gemacht!)
  • Nimm auch für die Leica einen Ersatz-Akku mit (auch wenn es diesmal noch knapp gut gegangen ist).
  • Immer wieder Kontrollblick auf Display und Wahlrad, Warnmeldungen beachten.
Übrigens war mein Harfenspiel ganz ok, so im mittleren Bereich. Ich habe zwar, weil ich unbedingt noch ein Foto machen wollte, einen Einsatz verpasst und bin ein paar Mal rausgefallen. Allerdings war ich nicht die einzige... Und das Gute war: Dank der Konzentration aufs Fotografieren habe ich meine Nervosität vor dem Auftritt fast völlig vergessen!

Ohne Pauken, dafür mit vielen Trompeten

Mittwoch, 25. Januar 2012

Mein 1. Fotoauftrag - und schon sind's 2

Kaum hat mein Kreativitätsjahr angefangen, geht’s schon mit den Aufträgen los. Eigentlich wollte ich letztes Wochenende einen neuen Blogeintrag schreiben mit dem Titel „Mein 1. Fotoauftrag“. Ich bin dann nicht dazu gekommen, und in der Zwischenzeit sind die Aufträge zwei. Dabei haben meine Fotokurse noch gar nicht begonnen und meine neue Nikon habe ich auch noch nicht so im Griff. Ein bisschen nervös bin ich also schon, gleichzeitig freut es mich natürlich sehr, dass ich angefragt wurde. Ich sehe es als Übung an und hoffe, dass auch für meine Auftraggeberinnen etwas Brauchbares dabei rauskommt.
Die erste Auftraggeberin ist meine Gruppenleiterin am Fernsehen (mein Arbeitsort). Sie hat mir den Auftrag erteilt, den Umzug des Sportdesks zu dokumentieren. Die Fotos sollen als Bildstrecke anstelle eines sonst üblichen Textberichts im Intranet veröffentlicht werden. Kluge Entscheidung! Letzte Woche habe ich also angefangen, den alten Standort zu fotografieren, damit ich am Schluss eine „vorher – während – nachher“-Bildstrecke vorlegen kann.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Nein, ich bin nicht einfach irgendwann mal vorbeigegangen und habe ein paar Fotos gemacht. Ich habe versucht, das anzuwenden, was von den Anfängerkursen und Fotoreisen hängengeblieben ist: Ich habe mir überlegt, was ich aussagen möchte, welches Wetter dafür geeignet ist, welche Tageszeit für den Lichteinfall am besten ist, was für Motive und Bildausschnitte ich auswählen und welche Perspektiven ich einnehmen könnte. Und dann habe ich die Fotos nachbearbeitet, eine Auswahl getroffen und Sicherungskopien erstellt. Hier unten sind ein paar der Fotos. Klar haben sie noch Verbesserungspotential, aber schliesslich muss mich ja noch steigern können :-))

Selbst die Aussicht ist grau, düster und trostlos...

Zwei emsige Dokumentalisten bei der Arbeit


Die allgegenwärtige Technik

Die Bedingungen für meinen ersten Auftrag sind wirklich ideal: Ich kenne die "Location" und die Lichtverhältnisse dort sehr gut, ich kann meine vertraute Canon benutzen, ich kann die Zeit frei wählen und einteilen, meine Auftraggeberin ist nachsichtig und als Modell stehen mir meine geduldigen, kooperativen und fotogenen Kollegen zur Verfügung. Der zweite Auftrag wird schon schwieriger. Da darf ich an einem Musikanlass fotografieren. Und zwar an einem, an dem ich selber mitspiele... (Fortsetzung folgt) 

Montag, 9. Januar 2012

Kurztrip auf die Seychellen

Ich habe das scheussliche Wetter von letztem Wochenende genutzt für einen Kurztrip auf die Seychellen. Während es draussen Schneematsch von oben und unten regnete, die Sonne kaum zu sehen war und der Wind über die graue Welt geblasen hat, habe ich mich stundenlang in die Bearbeitung meiner Seychellen-Fotos vertieft. Es war herrlich! Mit den Bildern kamen die Erinnerungen wieder und mit diesen die Gefühle von Freude, Sinnlichkeit, Licht, Wärme, Spass. Ich habe wieder das Rascheln der Palmblätter gehört, dem Konzert unbekannter Tier- und Vogelstimmen am Morgen gelauscht, die üppige Vegetation bestaunt und bin barfuss auf Sand spaziert, der so fein war wie Puder! Kristallklares Wasser, das genau die richtige Temperatur hat, hat mich umhüllt, und in der Ferne sind Delfine gesprungen! Ich habe mich auf die feinen exotischen Früchte zum Frühstück gefreut und die leckeren Fisch- und Gemüsegerichte am Abend, habe den Citronelle-Tee gerochen und von der Terrasse die unglaublichsten Blautöne des Meeres betrachtet. Reine Fülle, reines Licht, ein Fest für alle Sinne! Ach...

Gleichzeitig habe ich mich endlich systematisch an die Bildbearbeitung im RAW-Format gewagt. Zum erstenmal habe ich die Bilder sowohl in JPEG als auch im RAW-Format aufgenommen. Schliesslich komme ich nicht alle Tage auf die Seychellen. Für Nicht-Fototechnik-Freaks: Währenddem die Bilddaten im JPEG-Format komprimiert werden, ähnlich wie Musik im MP3-Format, sind die Bilddaten im RAW-Format unbearbeitet, "roh" eben. Bilder im RAW-Format werden ähnlich wie die im JPEG-Format bearbeitet, man braucht aber eine zusätzliche Software, um sie anschauen zu können. Und es erfordert (wieder) einen zusätzlichen Effort und etwas Übung, um mit den Besonderheiten des RAW-Formats umgehen zu lernen. Dafür bietet es zusätzliche Bearbeitungsmöglichkeiten. So kann man z.B. den Weissabgleich (Lichttemperatur) auch im Nachhinein noch verändern. Gerade diese Funktion habe ich für die Seychellen-Fotos oft gebraucht. Viele Fotos haben durch die extrem hellen Lichtverhältnisse (starke Sonne, weisser Strand, reflektierendes Wasser, Gegenlicht) einen leicht "unterkühlten", bläulichen Stich bekommen. Im RAW-Format konnte ich nun die wärmere, goldene Lichtstimmung relativ leicht wieder herstellen. Schaut nur die beiden Fotos hier unten an, das erste im JPEG-, das zweite im RAW-Format, das ich zuerst als TIFF und anschliessend für den Blog als JPEG gespeichert habe:

JPEG-Format

RAW-Format



Montag, 2. Januar 2012

Fotografieren ist für mich...

Früher habe ich mich über meinen Mann genervt, weil er stundenlang über seiner Canon-Kompaktkamera brütetet, bei Wanderungen und Spaziergängen alle paar Meter stehenblieb zum Fotografieren und anschliessend stundenlang am Computer sass. Heute mache ich das selber so.

Fotografieren ist eine Welt für sich, eine Schnittstelle zwischen Kreativität, Phantasie, Intellekt, Computerwelt, Technik und vielem mehr. Es zwingt dich zum Lernen, zum Lesen, zum Sehen, zur Bewegung, zur Kommunikation, zur Erkenntnis, zur Freude, zur Leidenschaft und zum Spass. Man kann es alleine tun oder zusammen mit anderen, drinnen oder draussen, quick & dirty oder kunstvoll-meditativ, mit einfachsten Mitteln oder mit den ganz coolen Objektiven, in jedem Alter, an jedem Ort, zu jeder Zeit. Fotografieren ist herausfordernd, ästhetisch, sinnlich, befriedigt die Kaufsucht und macht einfach Spass - und es zwingt die Fotografin, den Blick auf die schönen, spannenden Motive im Leben zu richten. In diesem Sinn ist Fotografieren auch eine Lebensschule und eines der Werkzeuge auf der Suche nach dem Sinn des Lebens.