Freitag, 4. Januar 2013

Ende und Anfang

Dieser Titel passt zum Jahreswechsel: Das alte Jahr geht zu Ende, das neue beginnt. Mit dem Jahr 2012 geht auch mein Kreativitätsjahr offiziell zu Ende. Gleichzeitig weiss ich, dass dieses Jahr nur die Initialzündung war, denn ich werde sicher nicht aufhören mit Fotografieren. Dazu bedeutet es mir schlicht zu viel. Wie und wann und was ich genau weitermachen werde, weiss ich noch nicht, doch ich werde auf dem eingeschlagenen Weg weitergehen.
Voller Dankbarkeit blicke ich zurück auf ein tolles Jahr, das massgeblich durch den Kreativitätsurlaub geprägt war. Ich hatte die Möglichkeit, so viele Kurse zu besuchen und mich intensiv meiner Leidenschaft zu widmen. Jeder Workshop, den ich besucht habe, war einzigartig. Und so unterschiedlich sie auch waren, jeder hat mich weitergebracht.
Ich möchte mich ganz herzlich bei meinem Arbeitgeber bedanken, der mir dieses Jahr ermöglicht hat. Ich bedanke mich auch bei all den Kursleitern, die mir geholfen haben, meine Kenntnisse zu erweitern und mir mit ihrem Können, ihrem Wissen und ihrer Begeisterung ein Vorbild sind. Auch möchte ich all meinen Mit-Kursteilnehmern danken, dass sie ihre Fotos und ihre Freude an der Fotografie mit mir geteilt haben. Und ein grosses Dankeschön an all die Fotobegeisterten, Interessierten, Bekannten und Freunden, die meinen Blog verfolgt, mich unterstützt und immer wieder motiviert haben.
Mit diesem Post schliesse ich nun meinen Blog ab. Was bleibt von diesem Jahr? Ein bisschen mehr Wissen und Erfahrung in meinem fotografischen Rucksack, wunderschöne Erinnerungen an spannende Workshops und netten Bekanntschaften, eine Menge schöner Fotos und nach wie vor viel Freude an der Fotografie. Aufbauend auf den Erkenntnissen und Erfahrungen von 2012 freue ich mich jetzt schon auf die neuen Aufgaben und die Vertiefungen im 2013!

Freitag, 14. Dezember 2012

Miksang 2

Mein letztes Geld aus dem Kreativitätsfonds habe ich in den Workshop "Miksang 2" investiert. Er fand in Krakau statt, Unterrichtssprache war Englisch. Ich war überrascht, wie schön und elegant diese Stadt ist, interessant, lebendig, voller Cafés,  Läden und Sehenswürdigkeiten, geprägt durch ihre spannende Geschichte und reichhaltige Kultur.

Fussböden in Krakau

Miksang 2 ist logischerweise die Fortsetzung von Miksang 1. Während wir uns im ersten Workshop bei den Motiven auf bestimmte grundlegende Aspekte der Form (Farbe, Muster usw.) beschränkt hatten, haben wir im Fortsetzungskurs unser Wahrnehmungsfeld allmählich erweitert, bis wir am Schluss völlig frei fotografieren konnten. Die Hauptsache war, sämtliche Motive in einer Miksang-Haltung wahr- und aufzunehmen, das heisst ruhig, konzentriert und offen zugleich, nicht nach Motiven suchend, sondern sie auf uns zukommen lassend.


Wiederum sollten wir nicht gleich zur Kamera zu greifen und ein Foto machen, sondern zunächst mal einfach nur bei unserm Motiv verweilen und es genau anschauen: Wo sind dunkle, wo hellere Stellen? Welche Farben, Struktur und Muster hat es? Wie ist das Licht, wo sind Schatten? Wie fühlt sich die Oberfläche an? Beim Betrachten sollten wir uns völlig aufs Visuelle konzentrieren und sämtliche Wertungen weglassen. Es ging also nicht um schön oder hässlich, gefallen oder nicht gefallen, spannend oder langweilig, sondern darum, das Motiv genau so mit der Kamera abzubilden, wie wir gesehen hatten, ohne es zu verschönern oder zu verändern.

Thema Wasser

Die Motive waren bewusst völlig gewöhnlich und spannungslos, frei von Assoziationen oder Geschichten. Es waren ganz alltägliche Dinge, an denen man in der Regel achtlos vorbeigeht und bei denen man sonst nicht im Traum dran denken würde, sie zu fotografieren, wie z.B. geparkte Autos:

 
Nach der visuellen Untersuchung sollten wir uns die fototechnischen Fragen stellen wie: Was genau ist uns aufgefallen, welche Teile gehören dazu, welche nicht? Entspricht das eher einem Quer- oder einem Hochformat? Welche ISO, Blende und andere Einstellungen muss ich an der Kamera vornehmen, um das widerzugeben? Dabei sollten wir versuchen, in unserer Miksang-Haltung zu bleiben. Und jetzt erst sollten wir die Kamera rausnehmen, einstellen und abdrücken.


Hèlen hat uns immer mehr angehalten, nicht nur während der Kurszeiten Miksang zu machen, sondern auch auf dem Weg zum Kursort, beim Warten aufs Tram, im Tram, im Restaurant, beim Aufwachen und mit der Zeit überall und ständig. Denn Miksang ist eigentlich eine Form visueller Meditation, ja mehr noch: eine durch die Fotografie gelebte (buddhistische) Lebensphilosophie, eine Lebenseinstellung. Ziel ist es, Miksang in unser alltägliches Leben zu integrieren, um in jedem Moment all die wunderbaren Details in unserem Leben bewusst wahrzunehmen und zu schätzen, wo und in welcher Situation auch immer wir uns befinden.


Sonntag, 18. November 2012

Konzertfotografie - eine verpasste Gelegenheit

Ich hatte die Gelegenheit, mit meinem Fotokünstler als "Pressefotografin" einige Konzerte am Salzburger Jazzherbst zu besuchen.


Das war grad mal eine Woche nach Santorini. In Gedanken war ich immer noch bei weissen Kirchenmauern vor tiefblauem Himmel, beim Meer, dem hellen Licht und dem frisch gepressten Orangensaft am Strassenrand. Ich war noch nicht bereit für festbeleuchtete Konzertsäle, warme Strümpfe und maximale ISO-Werte. Also war ich auch weder vorbereitet, noch besonders motiviert für den Salzburger Jazzherbst. Eigentlich wollte ich gar nicht so richtig hin, schon gar nicht zum Fotografieren. Doch mein Fotokünstler hätte mich gerne dabei gehabt und es winkte ein gratis Konzert von Paolo Conte, in der drittvordersten Reihe im Grossen Festspielhaus. Also ab nach Salzburg!
Paolo Conte hat dann seinen Auftritt kurz vorher abgesagt, weil er ins Spital musste. Stattdessen kam Paco de Lucia, ein Weltstar und absoluter Virtuose auf seiner Gitarre. Doch nach einer Flamenco-Überdosis in meiner Jugend kann ich dem machohaften Gestampfe und Geschreie nicht mehr so viel abgewinnen. Die anderen beiden Künstler, an deren Konzerte ich den Fotokünstler begleiten sollte, kannte ich Jazz-Banausin nicht mal dem Namen nach:

Nnenna Freelon
 
James Blood Ulmer

Ich nehm's gleich vorweg: Die Gelegenheit für eine richtig gute Einführung in die Konzertfotografie habe ich voll verpasst, weil es, wie gesagt, einfach nicht der richtige Moment dafür war. Ein bisschen mitfotografiert und gefragt habe ich schon, aber ich hätte viel mehr draus machen können. Und kaum war ich etwas drin und dabei, Spass an der Sache zu entwickeln, war's auch wieder vorbei. Erst im Nachhinein ist mir klar geworden, dass ich das Ganze bewusster hätte angehen können, um wirklich etwas zu lernen, nämlich als ich nachher das Buch von Loe Beerens "Konzertfotografie. Three songs, no flash!" gelesen habe. Was soll's, ein paar grundlegende und interessante Beobachtungen zum Thema Konzertfotografie habe ich trotzdem gemacht:

1. Als Konzertfotograf sollte man frühzeitig da sein. Dann kann man seine Ausrüstung in Ruhe auspacken, die räumlichen Verhältnisse prüfen, die Belichtung (manuell) einstellen und mit den anderen Konzertfotografen Tratsch und Horrorgeschichten austauschen: "Die Ute Lemper kommt auch!!!" - "Nein echt?! Vielen Dank für den Hinweis (wer ist Ute Lemper??)", "Beim letzten Konzert ist der Manager nach dem ersten Song rausgekommen und hat alle Kameras eingesammelt!", "Beim letzten Mal, wo ich den Musiker XY fotografieren wollte, hat ihn ein Fotograf gleich zu Beginn so angeblitzt, direkt ins Gesicht, dass der gleich wieder rechtsumkehrt gemacht hat und aus dem Saal gegangen ist."

2. Als Fotograf soll man so wenig wie möglich stören. Deshalb musste ich alle Lichtquellen ausschalten. Auch das Display, die Fotos könne ich dann ja zu Haus kontrollieren. Denn als Zuschauer wird man automatisch abgelenkt, wenn in der vorderen Reihe ein Bildschirm aufleuchtet.  Das Autofokus-Hilfslicht auszuschalten habe ich leider nicht geschafft. Erstens wusste ich nicht wie, zweitens war ich mir nicht sicher, ob nachher der Autofokus noch richtig funktionieren würde.

3. Als Fotograf soll man so wenig wie möglich stören. Auf keinen Fall Lärm machen, sprich möglichst leise auslösen. Ha, da hat doch meine Nikon D7000 diesen wunderbaren Q[uiet]-Modus! Den habe ich natürlich verwendet. Doch bei den leisen Stücken stört sogar der. Also darf man während der ruhigen Stücke gar nicht fotografieren, nur bei den lauten. So hat uns Paco de Lucias Manager mitgeteilt, wir dürften während der ersten Stücke nicht fotografieren, weil er dann alleine mit seiner Gitarre spielt. Hält man sich an solche Anweisungen nicht, kann das passieren, was unter Punkt 1 geschildert ist.

4. Als Fotograf soll man so wenig wie möglich stören. Also sich auch möglichst wenig bewegen. Da bestand bei mir keine grosse Gefahr, da ich erstens müde von der langen Reise war, zweitens bewegungsfaul bin und drittens eh nicht sonderlich an den Fotos von mir völlig unbekannten Künstlern interessiert bin. Mein Fotokünstler, der am Rand sass, stand während der Zugabe auf und machte noch ein paar Fotos von weiter vorne aus (während der Zugabe darf man das). Somit hatte er die Künstlerin auch aus einem anderen Blickwinkel auf seinen Aufnahmen.

Nnenna Freelon

5. Als Fotograf soll man so wenig wie möglich stören, die anderen Zuschauer nicht, die ja viel Geld für ihre Billete bezahlt haben, und den Künstler schon gar nicht. Der sagt nämlich wo's lang geht, nicht der Veranstalter. Fragen oder nicht fragen, das ist hier die Frage. Frage ich, ob ich fotografieren darf, und der sagt nein, muss ich mich dran halten und habe also Pech gehabt. Frage ich nicht und fotografiere einfach, riskiere ich, dass der Künstler das Konzert unterbricht und ich vom Saal verwiesen werde (oder eine andere Horrorgeschichte von Punkt 1) - wie peinlich wäre das denn! Also frage ich. Ich rufe Paco de Lucia beim Soundcheck - so nennt man hier die Generalprobe - auf der Bühne zu: "Es posible tomar fotos - para la prensa?" Keine Ahnung, in welch tief verborgenem Geheimfach ich solche Wörter gespeichert habe, und dank welch wundersamem neurologisch-hormonellem Zusammenspiel sie sich zu diesem nahezu perfekten spanischen Satz zusammenfügen - mein Spanischunterricht ist 26 Jahre her, und da war es erst noch nur ein Freifach. Tomar sei zwar nicht ganz üblich, klärt mich meine sich ebenfalls wundernde Freundin und Spanischlehrerin später auf, sondern sacar, aber immerhin. Jedenfalls antwortet mir der Meister, nach einigen Sekunden perplexem Schweigen, "si", das sich ein bisschen wie ein knurrendes "säää" anhörte. Et voilà:


Paco de Lucia zum Ersten,


zum Zweiten

und zum Dritten!

Übrigens waren alle drei Konzerte phantastisch und es hat mich fast ein wenig gereut, dass wir wegen mir ein weiteres Konzert versäumt haben.

Montag, 12. November 2012

Abstrakte Fotografie auf Santorini

Seit bald einem Monat bin ich nun schon aus Griechenland zurück und noch immer habe ich keinen Blogeintrag darüber verfasst. In der Regel gehe ich nach einem Workshop so vor, dass ich zuerst die Fotos sichte und auswähle, sie bearbeite, dann eine noch engere Auswahl treffe und anschliessend, wenn mit den Fotos auch die Erinnerungen und Eindrücke sortiert und geordnet sind, schreibe ich meinen Blogeintrag darüber. Bei diesem Kurs ist das aber unmöglich - die Fotos und Eindrücke sind schlichtweg zu viele! So werde ich einfach irgendwo anzufangen, auch wenn die Nachbearbeitung noch nicht abgeschlossen ist.
Der Workshop "Abstrakte Fotografie auf Santorini" von Markus A. Bissig war in verschiedener Hinsicht Höhepunkt und eigentlicher Auslöser meines Kreativitätsurlaubes. Ich habe Markus vorletztes Jahr an seinen beiden Tages-Workshops "Fotografische Grundbegriffe: Schärfe, Blende, Verschlusszeit" und "Fotografische Bildgestaltung" in Zürich kennengelernt. Mehr noch als das seine profunden fotografischen Kenntnisse haben mich die Leidenschaft und Begeisterung beeindruckt, mit denen er sein Wissen weitergibt. In Griechenland war ich noch nie, Santorini war schon seit längerem eine Traumdestination für mich, und dass Markus Wert auf gutes Essen und feinen Wein legt und "no Stress" versprach, das alles hat mich letztendlich überzeugt, mit ihm auf Reisen zu gehen. Und ich wurde nicht enttäuscht!
Ich könnte jetzt ausführlich über das gesamte Programm des einwöchigen Workshops berichten, oder es aber in einem Satz zusammenfassen: Der Workshop war einfach perfekt! Von der ersten bis zur letzten Stunde wurden wir von Markus mit Erlebnissen unterschiedlichster Art verwöhnt:
  • Fotomotive: Markus kennt die Insel in und auswendig. Er wusste genau, wann welches Sujet in welchem Licht stehen würde und wo die versteckten Klöster und Kirchen abseits der Touristenwege stehen, die wir in aller Ruhe fotografieren konnten.
  • Essen und Trinken: Es gab von allem und das reichlich! Wir konnten uns durch sämtliche griechischen Speisen durchessen: vom Griechischen Jogurt mit Früchten und Honig zum Frühstück, über den frisch gepressten Orangensaft am Strassenrand bis hin zu all den griechischen Vorspeisen und Hauptgerichten zum Abendessen. Und dazu gab es jeden Tag einen neuen Wein zum Probieren - unglaublich, was für leckere Weissweine auf Santorini gekeltert werden und wie gut die roten vom Festland schmecken!
  • Sommerferien-Feeling: Dazu gehört für mich Sonne, Wärme, Erholung und Baden. Und all das gab's denn auch. Selbst der berüchtigte Wind von Santorini hat uns die ganze Woche verschont!

Aber natürlich stand das Fotografieren im Zentrum der Woche, genauer genommen die abstrakte Fotografie. Die Lichtverhältnisse, die Farben und die Kykladen-Architektur eigneten sich denn auch ideal dafür. Gerade bei den vielen Kirchen und ehemaligen Klöstern konnten wir uns ungestört fotografisch austoben:

 


Nur schon durch die Situation von Licht und Schatten ergaben sich spannende Fotosujets:


 

Aber es gab ja nicht nur weisse, sondern auch bunte Kirchen:



Und selbstverständlich durften wir auch "normal" fotografieren und die üblichen Touristenfotos machen:
 
 
 
 
Besonders als wir am vierten Tag auf die gegenüberliegende Insel Thirassía gefahren sind, wo das Rad der Zeit zurückgedreht schien, gab es massenweise die typisch malerischen Griechenland-Motive:
 
 

 

 
Ein Traum! Und überall und immer wieder blau und weiss. An dieser Farbkombination konnte ich mich bis zum Schluss nicht satt sehen.
 
Doch lustigerweise hatten wir dann auch schnell wieder genug von den üblichen Bilderbuch-Motiven - dabei hatte ich es mir eher umgekehrt vorgestellt! Markus hat es tatsächlich geschafft, in dieser Woche bei uns die Liebe zur Abstraktion tief zu verankern. So meinte denn eine meiner Reisegefährtinnen zum Schluss: "Was will ich mit so vielen Fotos von Blumen und Türen! Ich gehe lieber noch etwas abstrakt fotografieren!"
 
 
 

Sonntag, 30. September 2012

Miksang-Workshop

Ich war auf der Suche nach einem Workshop, in dem ich lernen würde, diese minimalistischen, meditativen und gleichzeitig ausdrucksstarken Fotos zu machen, die mir so gefallen. Dabei bin ich auf Miksang gestossen und auf die Website von Hèlen A. Vink, die Miksang folgendermassen beschreibt:
Miksang ist ein tibetisches Wort, und bedeutet in der Übersetzung „gutes Auge“.
Die kontemplative Herangehensweise an die Fotografie basiert auf der Lehre über Shambhala und Dharmakunst des Meditationsmeisters, Künstlers und Gelehrten Chögyam Trungpa Rinpoche, speziell auf seiner Lehre über die Kunst der Wahrnehmung. 
Gut bedeutet in diesem Zusammenhang: unserer Geist ist entspannt und offen. Wenn ein ruhiger Geist, ein klarer Blick und ein sanftes Herz zusammenkommen in einem einzelnen Moment, dann manifestiert sich das „gute“ Auge. Wir gestehen uns zu, (mehr) erreichbar zu sein für die Dinge, die uns umgeben. Wenn wir unsere Augen und unseren Geist synchronisieren, lassen wir alle Konzepte und vorgefertigten Ideen los, sind im heutigen Moment, im Jetzt.
Miksang ist also eine Art von visueller Meditation mit Hilfe der Kamera. Im Miksang versuchen wir, die Welt so wahrzunehmen, wie sie ist, bevor unsere Konzepte, unsere Urteile und unsere Gedanken diese ersten visuellen Eindrücke trüben. Bei diesen unvoreingenommenen Wahrnehmungsmomenten verweilen wir und halten diese anschliessend auf Fotos fest. Die Augen und das Herz übernehmen sozusagen die Führung, nicht das Denken.
Das liest sich jetzt alles ziemlich esoterisch und kompliziert, in Wahrheit ist es genial einfach, konkret und praktisch - doch gerade die einfachsten Dinge sind ja oft auch die schwierigsten. Im Wesentlichen ging es im Workshop darum, nicht nach Motiven und "schönen Fotos" zu suchen, sondern entspannt und mit einem offenen Geist durch die Welt zu gehen und darauf zu vertrauen, dass die Motive auf uns zukommen würden. Was dann auch der Fall war. Dann hiess es genau hinschauen und untersuchen, was uns aufgefallen war - und zwar wirklich GANZ genau. Ich höre jetzt noch Hèlens Fragen wie ein Mantra: So what stopped you there? Where does your perception begin and where does it end? Is this also part of your perception or not? (Was hat dich jetzt gestoppt? Wo fängt deine Wahrnehmung an und wo hört sie auf? Gehört das auch dazu oder nicht?) Wir mussten das so lange machen, bis wir unser Motiv ganz klar visuell definiert hatten. Erst danach sollten wir überlegen, wie wir diese Wahrnehmung am besten fotografieren würden (Format, ISO, Blende, Zeit). Und erst ganz am Schluss durften wir die Kamera rausnehmen und das Foto machen. Falls störende Elemente im Weg waren, das Motiv zu weit weg war oder das Licht zu schlecht war, dann hiess es "let go" (vergiss es), im Vertrauen darauf, dass es unendlich viele Wahrnehmungen gibt. Was einfach, ja fast schon banal tönt, war unheimlich schwierig. Es brauchte sehr viel Disziplin, einerseits die Kamera nicht zu früh aus der Tasche zu nehmen und den Auslöser zu betätigen, und anderseits mich tatsächlich nur vom Auge und nicht von meinen Ideen und Gedanken leiten zu lassen. Sobald ich anfing zu überlegen, dass das möglicherweise auch noch interessant wäre, oder dass dies mit drauf auch noch gut aussehen würde, oder dass es aus einem anderen Winkel vielleicht spannender wäre... dann musste ich wieder von vorne anfangen oder "simply let go". Denn unsere Fotos sollten keine Geschichten erzählen, sondern eine frische, direkte, klare Widergabe unserer Wahrnehmung sein. Dann würde es auch beim Betrachter so rüberkommen.
Wenn dem so ist, müsste also bei den ersten vier Fotos unten die Farbe als erstes auffallen, noch bevor man an das Ding denkt, also z.B. rot oder tolle Farbe, und nicht Tankdeckel oder Auto (das rot ist). Bei den nächsten vier Fotos sollte dann als erstes das Muster oder die Reihung ins Auge springen. Und bei den letzten vier sollte als erstes die Textur, die Oberflächenbeschaffenheit, auffallen, ja sie sollte geradezu spürbar sein.



 


 

 




Die anderen Fotos sind im Miksang-Album auf meiner Flickr-Seite.

Köln ist eine gemütliche, lebensfrohe Stadt, wo ich mich bereits am zweiten Tag zu Hause gefühlt habe. Ich habe dort vier spannende, sinnliche, lehrreiche Tage verbracht. Der Kurs war genau das, was ich gesucht hatte, und eine tiefgehende Bereicherung, nicht nur im fotografischen Sinn. Ich habe das Gefühl, mir wurde die Türe zu einem Weg geöffnet, den ich weitergehen möchte, um meine Wahrnehmung und meine Fotografie - und wer weiss, vielleicht auch meinen Geist? - weiterzuentwickeln. Und falls am Ende der Fotokurse noch etwas Geld in meiner Kreativitätsurlaubskasse ist, weiss ich jetzt, wo ich es investieren werde: in Miksang 2!

Freitag, 28. September 2012

Good news and bad news

Der neue Katalog der Leica-Akademie fürs Jahr 2013 ist erschienen - und eines meiner Fotos ist auch drin, ganz gross auf S. 23! Es ist eines, das ich während des Kurses "Bilder sehen - Bilder gestalten" vergangenen Frühling gemacht habe (siehe Blogeintrag 2. Fotoworkshop - Bildgestaltung an der Leica-Akademie):


Das Ärgerliche daran ist, dass sie mich noch nicht mal informiert, geschweige denn gefragt haben. Als Bilddokumentalistin, die ständig mit Foto-Einkäufen zu tun hat, weiss ich, dass das eine klare Verletzung des Urheberrechts ist. Besonders enttäuschend finde ich es, weil ich mich bei meiner Arbeit ständig dafür einsetze, dass Fotos eben nicht einfach runtergeladen (sprich geklaut) werden. Am Bild-/Videodesk des Schweizer Fernsehens holen wir immer die Einwilligung des Fotografen ein und respektieren dessen Bedingungen für die Wiederverwendung. Und bei der Leica-Akademie sind ja auch keine Laien am Werk, sondern allesamt Profis, die das wissen. Nun gut, so wie Alter nicht vor Torheit schützt, so schützt anscheinend fachliche Kompetenz vor amateurhaftem Verhalten nicht.
So bin ich einerseits etwas verärgert, anderseits natürlich auch sehr stolz, dass im Impressum, mitten unter den Namen gestandener Leica-Fotografen, auch meiner steht - immerhin!

Sonntag, 23. September 2012

Mit einer Fotoreisegruppe unterwegs

Vor kurzem hatte ich Gelegenheit, (m)einen Fotokünstler bei den Vorbereitungen und der Durchführung einer Fotoreise zu begleiten. Diese ging auf alten Pilgerwegen von der Schweiz über den Grossen St. Bernhard-Pass ins Aostatal nach Italien. Insgesamt waren wir eine Gruppe von 12 Personen, das Leiterteam und 10 TeilnehmerInnen, die eine Woche lang wandernd und fotografierend zusammen verbracht haben.

Bereits im Frühsommer war ich mit dem Leiter 2 Tage unterwegs, um die Strecke zu prüfen, Transportmöglichkeiten, Unterkünfte und Verpflegung zu organisieren, Vorbereitungs-Fotos zu machen, die Einstiege und Ausstiege der Wanderwege zu prüfen, Kartenmaterial zu beschaffen, Ausschau zu halten nach Sehenswürdigkeiten, Fotomotiven und Schlechtwetter-Alternativen. Inklusive die paar hundert Kilometer Hin- und Rückfahrt war das spannend, aber auch ziemlich stressig.


Dann war es soweit. Am Sonntag um 14 Uhr begann offiziell der Kurs in Martigny im Wallis mit einem einführenden Vortrag und mit Ein-Fotografieren im Städtchen.





Die nächsten beiden Tagen wanderten wir dann durch Wälder, über Blumenwiesen und Bergbächen entlang langsam und stetig das Tal hoch.

 
 

Das Wetter war traumhaft! Es tat gut, wieder einmal den ganzen Tag an der Sonne und der frischen Luft zu sein und den eigenen Körper zu spüren und zu fordern. Und unterwegs gab es natürlich auch jede Menge schöner Motive zum Fotografieren oder einfach nur, um sich daran zu erfreuen - sogar Murmeltiere haben wir gesehen!


 





 

Am dritten Tag folgte der erste Höhepunkt unserer Reise: Die Königsetappe hinauf auf den Pass des Grossen St. Bernhard, umgeben nur noch von Berggipfeln und der wunderschönen steinigen Hochgebirgslandschaft, die mir so gefällt.





Die beiden folgenden Tage ging es wieder abwärts, vorbei an schmucken italienischen Dörfern und Kirchen.




Am Freitagabend erreichten wir dann stolz und glücklich die hübsche, gemütliche Stadt Aosta,der zweite Höhepunkt und das Endziel unserer Reise.


Die Strecke war sehr abwechslungsreich und einmalig schön. Aber Hut ab vor der Arbeit eines Reiseleiters, denn die ist wirklich anstrengend! Nebst der körperlichen Anstrengung der Wanderungen, die man ja selber auch mitmacht, galt es, auf Sonderwünsche einzugehen, zu versuchen, die unterschiedlichsten Vorstellungen und Anforderungen unter einen Hut zu bringen, verschiedenste Wünsche zu erfüllen, auf die unterschiedlichen körperlichen Verfassungen Rücksicht zu nehmen, Spannungen innerhalb der Gruppe so gut es ging aufzufangen und allen Persönlichkeiten gerecht zu werden. Und während die Teilnehmer nach der erfolgten Tagesetappe ausruhen konnten, waren wir schon dabei, die folgende zu organisieren.

Nichtsdestotrotz hat es mir grossen Spass gemacht! Ich habe die Landschaft genossen und viele neue, spannende Menschen und interessierte Fotografen kennengelernt - und last but not least eine Menge Fotos gemacht (wie immer zu finden auf meiner Flickr-Seite)!